Sie sind hier:  Startseite > TuS Aktuell > Bosseln ÜL > Spielregeln & Geschichte


Spielregeln 


Die Technik / Spielregeln


Die Technik des Bosselns ist mit anderen Wurfdisziplinen vergleichbar. Der Werfer nimmt bei einem Boßelwurf einen ca. 20m langen Anlauf, der mit einem Abwurf endet, bei dem die Bossel-kugel geworfen wird. Die Kugel wird hierbei in der gesamten Hand gehalten.

Während der Werfer langsam anläuft und im Laufe des Anlaufes schneller wird, wird der Wurfarm senkrecht am Körper gehalten. Kurz vor dem Abwurf wird mit dem Wurfarm (am Körper entlang) weit nach hinten ausgeholt.


Im Moment des Absprungs wird der Wurfarm mit großer Geschwindigkeit und großem Kraftaufwand nach vorne geschnellt, um die Kugel mit einer hohen Geschwindigkeit zu werfen.


Der Bewegungsablauf ist vergleichbar mit dem des Kegelns, bloß ist beim Bosseln relevant, wie weit man die Kugel wirft (bzw. 'rollt').

Genauigkeit ist natürlich auch sehr wichtig. Beim Abwurf unterscheidet man die drei Wurfarten 'liek ut Hand', 'över d´ Finger' und 'över d´ Duum', um die Kugel mit einen gewissen Drall zu werfen.


 

Klootschießen und Bosseln - Geschichte


"Nach ähnlichen Regeln wie beim Klootschießen verläuft auch das zu jeder Zeit mögliche “Boßeln”, das Werfen mit der dicken Pockholzkugel, heute auch wohl aus Hartgummi, auf den Landstraßen. Auch hier, je nach der Altersgruppe, von 660g - 1250g schwer, entsprechend der Durchmesser von 9,5 cm - 12 cm.


Wenn der Ursprung des Klootschießens auch im Dunkel der Zeit liegt, so gibt eine Urkunde aus dem Jahre 1510, die ausgerechnet von einem schweren Unfall berichtete, zum ersten Mal von diesem alten Spiel Kunde. Dabei flog der Kloot einem Zuschauer - sie werden hier “Käkler un Mäkler” bezeichnet - ins Gesicht und hinterließ ein blaues Auge und wie es heißt, zwei blutige Stellen.


Das Spiel war der Obrigkeit bald ein Dorn im Auge, weil es einigen Ärger mit sich brachte: Es wurde um Geld, Alkohol und Wertgegenstände gewettet, übermäßiger Alkoholgenuss führte zu üblen Raufereien mit manch schwerer Verletzung. Mitte des 16. Jahrhunderts sprachen sich eben wegen des Sittenverfalls die reformierten Kirchen gegen das Klootschießen aus, während die Lutheraner sich weit toleranter zeigten. So konnte sich das Klootschießen vor allem in lutheranischen Gegenden ausbreiten.


Bei Ausgrabungen wurden etwa 2000 Jahre alte Kugeln gefunden, die aus gepresstem Lehm bestanden und vermutlich als Wurfgeschosse gedient hatten. In den Niederlanden tauchten etwa 700 Jahre alte Klootkugeln auf, die bereits die heutige Form hatten - Holzkugeln, kreuzweise durchbohrt und mit Blei ausgegossen.


Mitte des 19. Jahrhunderts entstand dann das Boßeln. Die Kugeln waren schwerer, die Wurftechnik dagegen einfacher als beim Klootschießen und so konnte sich das Spiel zu einem wahren Volkssport entwickeln, an dem sich heute auch Kinder und Frauen beteiligen. Ein weiterer Vorteil des Boßelns ist die Tatsache, dass es zu jeder Jahreszeit betrieben werden kann, während die Klootschießer bei ihren Wettkämpfen auf gefrorenen Boden angewiesen sind. Gute Klootschießer erreichen mit ihren Würfen über hundert Meter - der Kloot würde im nicht gefrorenen Boden einfach stecken bleiben.


Feste Strukturen für das Friesenspiel entstanden in Ostfriesland 1902 durch die Gründung des Friesischen Klootschießer-Verbandes (FKV), in dem sich auch die Boßeler organisierten. Klare Regeln gab es lange Zeit nicht, aber zum Klootschießen gehörten viele Sitten und Gebräuche, denen die Ostfriesen treu geblieben sind. ...


Über Jahrhunderte waren Klootschießen und Boßeln nur den Männern vorbehalten. Die traditionsbewussten Boßeler lehnten die Zulassung von Frauen in ihren Verbänden strikt ab, woraufhin in den 50er und 60er Jahren etliche hartnäckige Ostfriesinnen eigene Gruppen gründeten. Das Frauen-Boßeln breitete sich schlagartig aus und inzwischen sind die Frauen längst in den Vereinen und Verbänden fest integriert.


Viel Spaß wünscht der Vorstand des TuS Stemwede